Musik verbindet - und schützt die Demokratie: Im Gespräch mit dem bundesmusikverband Chor & Orchester e.V.
25.04.2025, Trossingen
Wo Menschen zusammen musizieren, wächst mehr als nur ein Klang – es wächst Zusammenhalt, Verantwortung und Respekt. Davon ist Derya Türk-Nachbaur überzeugt. In Trossingen traf sich die SPD-Bundestagsabgeordnete erneut mit Lorenz Overbeck und Theresa Demandt, den Geschäftsführern des Bundesmusikverbands Chor & Orchester e.V. (BMCO), um darüber zu sprechen, wie die Kraft der Amateurmusik gestärkt und lebendig gehalten werden kann – weit über die Zusagen des Koalitionsvertrags hinaus. 16,3 Millionen Stimmen für eine starke Gesellschaft. Die Zahlen sprechen für sich: 16,3 Millionen Menschen in Deutschland musizieren in ihrer Freizeit – 8,3 Millionen davon mindestens einmal pro Woche. Dazu kommen 7 Millionen Ehrenamtliche, die Jahr für Jahr rund 729 Millionen Stunden Engagement leisten. Amateurmusik ist damit nicht nur kultureller Schatz, sondern auch ein tragendes Fundament unserer Demokratie. Türk-Nachbaur, die die Verhandlungen zum Koalitionsvertrag selbst mitgestaltete, bringt es auf den Punkt: „Wo Musik Menschen zusammenbringt, entsteht die DNA einer lebendigen Demokratie.“
Amateurmusikfonds als Motor für Engagement
Besonderer Fokus des Treffens: der Amateurmusikfonds, der als einziger Bundeskulturfonds speziell auch den ländlichen Raum stärkt und in Baden-Württemberg seinen Sitz hat. Aus den ursprünglich 5 Millionen Euro wurden aktuell 4,6 Millionen – nun kämpfen Verband und Politik gemeinsam für eine dauerhafte Stabilisierung auf mindestens 5 Millionen Euro. „Der Fonds ist nicht nur Finanzier, sondern Treiber für neue Ideen und Antworten auf Herausforderungen, die das Ehrenamt allein nicht stemmen kann und Vereine zukunftssicher macht. Der Amateurmusikfonds ist so vielfältig - er umfasst nicht nur Projektförderung, sondern auch effektiven Wissenstransfer und Beratung", so Demandt.
Blick nach Osten – und nach Europa
Ein weiteres Thema war das spürbare Ost-West-Gefälle bei der Verteilung der Fördermittel. Während Baden-Württemberg von seinen gewachsenen Vereinsstrukturen profitiert, fehlen solche Netzwerke vielerorts in Ostdeutschland. Hier müsse, so beide Seiten, noch gezielter aufgebaut und unterstützt werden.Mit Blick nach Europa diskutierten Türk-Nachbaur und der BMCO auch über den geplanten „Europäischen Verein“, ein neues Instrument zur Stärkung zivilgesellschaftlicher Initiativen auf EU-Ebene. Der Verband bot an, mit konkreten Impulsen zur Gestaltung beizutragen.
Vielfalt als Zukunftsfrage der Amateurmusik
Ein besonderes Anliegen war beiden Seiten die Förderung von Diversität und Migration in der Amateurmusik. Türk-Nachbaur schlug vor, Musikvereine und Organisationen aus dem Bereich Migration gezielt zusammenzubringen – um Brücken zu schlagen, voneinander zu lernen und neue Impulse in die Vereinsarbeit zu tragen. Erste konkrete Treffen sind bereits für Juni oder Juli geplant.
Demokratie braucht Schutzräume
Sorge bereitet die wachsende Gefahr einer Unterwanderung von Musikvereinen durch rechtsextreme Gruppen. Türk-Nachbaur mahnt: „Vereine sind Schutzräume der Demokratie. Wir müssen sie offen, vielfältig und widerstandsfähig halten.“
Aktionen, die sichtbar machen, was wirkt
Zur „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ im September 2025 plant der BMCO ein wichtiges Projekt: eine Deutschlandkarte, auf der in kurzen Videos lokales Engagement und die Vielfalt der Amateurmusik sichtbar gemacht werden. Die Bundestagsabgeordnete zeigt sich begeistert und möchte dieses Vorhaben gerne unterstützen.
Ein Bündnis für die Zukunft
Der enge Austausch zwischen der Abgeordneten und dem BMCO ist kein Zufall: Schon Ende 2023 hatten sie gemeinsam deutlich gemacht, dass Kulturarbeit auch Demokratiearbeit ist. Lorenz Overbeck fasst zusammen: „Der Erfahrungsaustausch ist für beide Seiten eine Bereicherung. Gemeinsam machen wir die Amateurmusik fit für die Zukunft.” Derya Türk-Nachbaur unterstreicht abschließend: „Amateurmusik ist kein schönes Beiwerk – sie ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Wer sie schützt und stärkt, schützt auch unsere Demokratie.“