“Wie ist es eigentlich wirklich Abgeordnete zu sein?”
01.07.2025
Trotz Hitzefrei sitzen die 9. Klassen der Realschule Furtwangen gespannt im Klassenzimmer und nutzen die Gelegenheit, ihre Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur (SPD) mit Fragen zu löchern.
Der eigentlich bereits für Februar geplante Besuch musste mehrfach verschoben werden – erst aufgrund der vorgezogenen Bundestagswahl, dann wegen der Konstituierung des Bundestags. Die Schülerinnen und Schüler haben das aufmerksam verfolgt – und die Terminverschiebungen sind an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen.
„Es scheint so, als wäre man als Abgeordnete ziemlich eingespannt“, merkte ein Schüler schmunzelnd an. Türk-Nachbaur bestätigt das offen: „Ein richtiges Privatleben gibt es kaum noch. Selbst das Familienleben ist schwer mit dem Job zu vereinbaren – ohne die Unterstützung meiner Familie würde das nicht funktionieren.“
Warum sie sich dennoch für die Politik entschieden hat? „Die SPD war für mich immer mein politisches Zuhause. Bei uns wurde am Esstisch alles diskutiert – Politik war von klein auf Teil meines Alltags.“
Doch die Jugendlichen interessierten sich nicht nur für persönliche Einblicke, sondern auch für die großen Themen unserer Zeit:
„Haben Sie Angst, dass der Faschismus zurückkommt?“
„Werden wir später noch Rente bekommen?“
Türk-Nachbaur antwortete klar: „Die Stimmung im Land ist schlechter, als sie sein müsste. Rechtspopulisten nutzen gezielt die sozialen Medien, um Hass und Unsicherheit zu schüren. Unsere Demokratie ist stark – aber wir alle tragen Verantwortung, dass Faschismus hier nie wieder eine Chance bekommt. Ich glaube fest daran.“
Auch bei der Frage nach der Zukunft der Rente fand sie deutliche Worte: „Unser Rentensystem steht unter Druck, das ist kein Geheimnis. Deshalb wollen wir als SPD Reformen, die das System stabilisieren – zum Beispiel, indem auch Beamte einzahlen. Und ja, wir brauchen Einwanderung, um den Generationenvertrag am Laufen zu halten.“
Die Diskussion zeigte: Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich intensiv mit aktuellen Fragen. Von steigenden Preisen bis hin zur wirtschaftlichen Entwicklung war vieles dabei. Türk-Nachbaur erklärte: „Der Staat setzt keine Preise fest – aber wir haben Einfluss. Wir haben den Mindestlohn angehoben, wir haben Entlastungen beschlossen. Jetzt muss das auch bei den Menschen ankommen.“
Auf die Frage, ob Deutschland in einer Wirtschaftskrise steckt, sagte sie: „Nein. Die Wirtschaft stagniert gerade etwas, aber das ist nach den Krisenjahren nicht ungewöhnlich. Entscheidend ist: Wir investieren jetzt gezielt, um die Konjunktur wieder in Schwung zu bringen. Deutschland bleibt ein starkes Land.“
Schulleiter Jürgen Kemmelmeier freute sich über den Austausch: „Es ist uns eine große Ehre, eine von nur 630 Bundestagsabgeordneten hier begrüßen zu dürfen. “
Türk-Nachbaur betonte zum Abschluss: „Politik muss nahbar sein. Ich finde für Schulklassen immer Zeit – auch wenn es manchmal erst im dritten Anlauf klappt“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. „Gerade junge Menschen sollen verstehen, wie Politik funktioniert – das ist wichtig für unsere Demokratie.“